Entscheidungen treffen

Während meiner extremen Zwangsphase konnte ich keine Entscheidungen mehr treffen. Das fing schleichend an: beim Shoppen z.B. nehme ich das Oberteil in rot oder schwarz… Kaufe ich dieses oder jene Buch… Bis zum Schluss gar nichts mehr ging und ich wie erstarrt war. Ich hätte ja etwas Falsches entscheiden können und wer weiß, was dann Schlimmes passiert wäre… und das Gedankenkarussell ging los…

Ja, auch bei mir liegt mal wieder eine etwas größere Entscheidung an. Es quält mich noch heute, aber ich weiß, ich muss es tun. Ich muss mich entscheiden. Nur so kann ich danach sagen, ich habe mich bewusst und aktiv für etwas entschieden. Und dann? Dann kann es gut gehen, aber auch nicht. Diese Unsicherheit gilt es auszuhalten.

In meinem aktuellen Fall habe ich Glück und konnte mich mit 2 vertrauenswürdigen, lieben Menschen austauschen. Pro & Contra abwägen. Nochmal ein paar Nächte darüber schlafen. In mich rein spüren. Die Entscheidung habe ich getroffen. Und weißt du was, ich fühle mich so frei und leicht. Ein wunderbares Gefühl…

Wie gehst du mit Entscheidungen um? Fällt es dir auch so schwer, dich zu entscheiden?

Die Lasertermine

Alles fing damit an, dass ich nach 3 Jahren Corona-Pause einen Termin bei meiner Kosmetikerin vereinbart hatte. Nun ja, es endete mit 3 Laserterminen.

Nichts Dramatisches, aber es waren alles Dinge, die ich gerne entfernen lassen wollte. Du glaubst ja gar nicht, was einem mit Mitte 40 so alles wächst 😉 (wie wird das erst in 20 – 30 Jahren… 😉 ) Diese Dinge mussten auf unterschiedlichen Wegen von meiner Hautärztin mit verschiedenen Lasern und sogar einer Schere entfernt werden.

Das letzte Mal, als ich sowas machen lassen habe, endete es mit Kreislauf und mein Mann musste mich in der Praxis abholen. Ja, ich bin empfindlich. Aber damals spielte auch der Zwang noch mit rein. Offene Wunden waren ein Graus für mich. Es hatte immer 2 Varianten: ich könnte mich mit irgendwas infizieren und damit dann z.B. meinen Mann anstecken. Wer weiß, was in den Praxen so alles kreucht und fleucht 😉

Heute freue ich mich immer noch nicht, wenn solche Termine anstehen. Hauptsächlich habe ich mir jetzt Sorgen gemacht, dass mein Kreislauf nicht mitspielt. Aber ich habe mich selbst überrascht. Tief in den Bauch zu atmen hat mir sehr geholfen. Dass ich vorher der Ärztin und der MFA gesagt habe, dass ich empfindlich bin und auf meinen Kreislauf aufpassen muss. Sie waren sehr lieb zu mir, haben mich abgelenkt und mir die Beine hochgelegt.

Selbst an dem 3. Termin als dann sehr viele Stellen auf einmal im Gesicht und am Hals gelasert wurden, ist mein Kreislauf stabil und ich ruhig geblieben. 1h war in der Praxis. Vorsichtshalber hat mein Mann mich gefahren. Doch ich hätte es auch selbst geschafft. Beim nächsten Mal dann 🙂

Jetzt mit ein bisschen Abstand betrachtet bin ich insgesamt gelassen geblieben. Es kamen keine Zwänge auf. Ich habe nach allen 3 Behandlungen nicht duschen bzw. mich waschen dürfen. Und ich hab mich trotzdem mit einem wohligen Gefühl ist Bett gelegt. (Nochmal zur Erinnerung: das Bett war in meiner Zwangshochphase mein „reines Heiligtum“.)

Das ist Heilung.

Das ist möglich.

Das macht mich glücklich.

Mein wiederkehrender Traum

Träume können sich sehr realistisch anfühlen und uns noch in den Tag begleiten. Das können Alpträume oder verstörende Träume sein, aber auch hoffnungsvolle und mutmachende. Sie helfen uns beim Verarbeiten von Erlebtem.

Oftmals erinnere ich mich an meine Träume. In den letzten Jahren träume ich einen Traum immer mal wieder. Er variiert ein bisschen. Aber im Grunde genommen handelt er davon, dass ich mich in einem Gebäude befinde und sich immer wieder neue Räume oder Türen vor mir öffnen. In diesen Räumen entdecke ich altbekannte oder neue Dinge oder treffe auf Menschen, die ich neu kennenlerne oder mit denen ich auch schon in Kontakt war. Daraus entstehen dann neue Ideen. Ich fühle mich kribbelig, im positiven Sinne aufgeregt und voller Energie für Neues.

Dann werde ich wach, nehme dieses gute Gefühl mit in den Tag und bin kreativ.

Ich interpretiere diesen wiederkehrenden Traum als ständige Entwicklung, die ich erlebe und die mich aufblühen lässt. Recovery. Das fühlt sich insbesondere für mich so, so schön an, weil ich viele Jahre durch die Zwangsstörung auf der Stelle gelaufen bin. Für diese Freiheit und das Gefühl, lebendig zu sein und selbst über mein Leben zu bestimmen, bin ich einfach nur dankbar.

Träume finde ich schon immer faszinierend. Ich sauge Interviews mit Traum-Expert*innen auf und habe auch schon einige Bücher darüber gelesen.

Die Traumforschung ist ein eigener Bereich der Schlafforschung. Träume sind nicht beobachtbar. Durch EEGs gemessene Hirnströme, deuten darauf hin, dass Menschen träumen. Aber es ist nicht nachweisbar – die Träumenden müssen geweckt und befragt werden, ob sie sich an einen Traum erinnern kann.

Erinnerst du dich beim Aufwachen an deine Träume? Und wie fühlst du dich dann?

Alkohol & Zwangsstörung

Das war für mich in meiner schlimmen Zwangsphase undenkbar. Alkohol zu trinken, hätte dazu führen können, dass ich die Kontrolle verliere. Ich hätte etwas Falsches sagen oder tun können. Evtl. hätte es sogar zu einem Blackout kommen können und ich könnte mich daran noch nicht mal mehr erinnern.

Die Angst am Tag nach der Party, unvorstellbar groß. Die Gedanken kreisen, was habe ich getan, was habe ich gesagt…

Kennst du das auch?