Zwang und Nahrungsmittel

Zwang und Nahrungsmittel

Zwang und Nahrungsmittel

Es gab Zeiten in meinem Leben, da konnte ich nichts mehr außerhalb essen oder etwas, dass wir uns nach Hause bestellt hatten. Ich habe in meiner schlimmsten Zwangsphase mit Mitte 20 fast in jedem Essen etwas gefunden.

Da war z.B. ein Haar auf der Pizza, im Salat hat irgendwas geknirscht oder der Mensch in der Bäckerei hat mein Brötchen ohne Handschuhe und mit einem Pflaster an der Hand angefasst. Bei letzterem Beispiel hatte ich gleich 2 schlimme Gedanken: der erste war, oh je keine Handschuhe – hat sie etwa das Geld angefasst und dann mein Brötchen. Und der zweite war, hoffentlich kam kein Blut auf mein Brötchen. Wer weiß, wie das Pflaster draufgeklebt wurde und hat die Person evtl. danach noch nicht die Hände gewaschen. Was ist, wenn ich mich z.B. mit HIV anstecke und danach meinen Partner.

Dazu kamen dann noch Ängste vor bestimmten Nahrungsmitteln: Eier oder Hühnerfleisch könnten Salmonellen haben. Oder ich konnte z.B. keine Milchprodukte mehr essen, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen war. Dann dachte ich, dass ich davon krank werden könnte.

Es war nur noch schrecklich. Ich konnte fast nichts mehr einfach so essen. Was noch funktionierte, waren abgepackte Lebensmittel wie Brot und Nutella oder Gummibärchen. Leider keine gesunden Nahrungsmittel, was zu einer enormen Gewichtszunahme und kürzester Zeit führte.

Das gute an dieser Form des Zwangs war, dass ich damit sehr gut üben konnte, während meiner Verhaltenstherapie. Z.B. abgelaufene Lebensmittel einfach trotzdem essen. Vorher daran riechen und ein kleines Stück probieren, wenn es noch gut (ich glaube das war es immer), habe ich es dann komplett aufgegessen.

Das negative daran war, dass ich meinen Partner für Rückversicherungen miteinbeziehen konnte, bevor ich meine Verhaltenstherapie gestartet habe. Z.B. musste er an der Milch riechen, und mir bestätigen, dass sie auch

wirklich,

sicher,

ganz sicher,

ganz, ganz sicher

nicht sauer war.

Bitte, bitte, bezieht eure Angehörigen nicht mit ein. Das hilft euch nicht. Im Gegenteil, das wird euren Zwang verstärken. Und bitte sagt euren Angehörigen, dass sie zu euch sagen sollen, dass sie euch dabei nicht helfen dürfen. Nur so schafft ihr es im Rahmen einer Verhaltenstherapie, eure Zwänge zu überwinden. Ihr werdet merken, dass nichts passiert und das jedes Mal. Genau das braucht ihr, um den Zwang zu überwinden.

Kennt ihr das auch Zwang und Nahrungsmittel?


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