Was du nicht siehst
Diese Woche habe ich das folgende Bild von mir in meiner Instagram Story gepostet:
Das war 2011. Ich hatte meine kognitive Verhaltenstherapie erfolgreich geschafft. Die SSRI schon etwas länger abgesetzt. War wieder voll im Job. Ich dachte, es geht mir gut.
Doch dann ereignete sich etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Und es war etwas, dass ich geheim halten musste. Im Job. Und boom – da waren sie wieder. Die Zwänge. Der erste große Rückfall nach meiner erfolgreichen Therapie.
Ich weiß noch, wie heute wie es sich angefühlt hat. Die Angst:
- versagt zu haben
- für immer mit den Zwängen leben zu müssen
- dass es mir bald wieder so schlecht geht wie vor 2 Jahren
- dass alles wieder von vorne los geht
und damit verbunden eine
- unglaubliche Traurigkeit
- Enttäuschung und
- bleierne Schwere.
Meine gerade wieder gewonnene Freiheit fing an zu bröckeln. Das Vertrauen (in mich) war schon wieder weg. Das zarte Pflänzchen, das ich gerade aufgebaut hatte, musste durch einen heftigen Sturm.
Ich entschied mich, erneut SSRI zu nehmen. Suchte mir einen Psychiater, der sie mir verschreiben konnte. Und fand meinen Herzens-Psychiater Dr. Fahl. Er hat es geschafft, mich durch Humor für sich zu gewinnen und ihm zu vertrauen. Er nahm mir die Angst davor, auf längere Zeit SSRI zu nehmen. Ich verdanke ihm so viel. Leider konnte ich mich nicht von ihm verabschieden. Er lebt leider nicht mehr.
Die SSRI wirkten. Seitdem und bis zu meinem Rückfall 2021 nahm ich durchgängig die niedrigste Dosierung und es ging mir so gut damit. Ich habe sehr schwere Zeiten ohne weitere Rückfälle überstanden.
So konnte ich immer weiter meine Übungen machen, nichts vermeiden und Achtsamkeit in mein Leben einbauen. Ich baute mehr und mehr Vertrauen in mich auf. Ich lernte mich selbst kennen und was meine Werte sind. Das alles war ein sehr langer Prozess und ich lerne immer noch dazu.
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