ACT bei Zwangsstörungen
ACT-Workshop Inhalte
Im Rahmen meiner Vorstandstätigkeit der DGZ e.V. durfte ich an dem Online-Workshop „ACT bei Zwangsstörungen“ von Dr. Hans Onno Röttgers, Psychologischer Psychotherapeut, teilnehmen. Im Folgenden der Inhalt:
- Vorstellung der ACT mit ihren sechs Kernkompetenzen (Hexaflex-Modell)
- Anwendung der ACT in der Behandlung von Zwangserkrankungen (Möglichkeiten und Chancen)
- Erhöhung der Bereitschaft zur Exposition durch das Konzept der Akzeptanz
- Die Bedeutung der Defusion für den Umgang mit Zwangsgedanken
- Steigerung der Behandlungsmotivation durch das Herausarbeiten intrinsischer und echter Werte
- Die Fallkonzeptualisierung mit der ACT-Matrix anhand von Fallbeispielen
Was ist ACT*
ACT ist die Abkürzung von Akzeptanz- und Commitment Therapie. Es wird ausgesprochen wie das englische Wort „act“, auf Deutsch „handeln“. Der Begründer ist Steven C. Hayes, ein amerikanischer Psychologe. Sie ist dem Verfahren der „Dritten Welle“ der Verhaltenstherapie zugeordnet.
Grundannahmen von ACT*
- Leiden gehört zum menschlichen Leben
- Achtsamkeit als Haltung für ein bewusstes Leben
- Akzeptanz von Gedanken und Gefühlen
- Neuorientierung hin zu einem wertegeleiteten Leben
- Verhaltensaktivierung, die zur Erreichung von erwünschten Lebenszielen beiträgt
Ziel der ACT*
Erhöhung der psychischen Flexibilität
Das Hexaflex-Modell*
Eine kurze Erklärung in meinen Worten:
- Defusion: nur wahrnehmen, auf Distanz zu unseren Gedanken gehen
- Selbst-als-Kontext: mich aus einer anderen Perspektive beobachten, um herauszufinden wer ich bin
- Akzeptanz: persönliche Erfahrungen komplett annehmen, d.h. alle Emotionen zulassen und kein Vermeiden
- Präsenz: im Hier und Jetzt leben und nicht in der Vergangenheit oder der Zukunft
- Werte: selbst gewählte Werte (und nicht gesellschaftskonforme Ziele), nach denen wir unsere Identität und Handlungen ausrichten
- Commitment: konkrete Handlungsabsichten aus unserer inneren Selbstverpflichtung; Gewohnheiten entwickeln, die unsere selbst gewählten Werte verwirklichen
Begründung für ACT bei Zwangserkrankungen*
- ACT hat sich nach klinischem Eindruck im Umgang mit Zwangsgedanken und -handlungen als sehr wirksam erwiesen
- Viele zwangserkrankte Patient:innen halten ihre Gedanken für richtig und wahr, daher sind diese handlungsleitend
- Sie versuchen ihre Gedanken zu kontrollieren, was jedoch nahezu unmöglich ist – „Illusion der Gedankenkontrolle“
Meine Learnings
- Die neuen Leitlinien empfehlen, auf Grund mangelnder Studien für ACT, ACT bei Zwang noch nicht so eindeutig, wie das bei der KVT mit Exposition und Reaktionsmanagement der Fall ist.
- Wichtig ist aber, dass die ACT insgesamt gesehen sehr gut wissenschaftlich untersucht ist.
- Die 6 Kernkompetenzen müssen nicht nach und nach abgearbeitet werden.
- Expositionen und Akzeptanz zielen auf das Gleiche ab
- Ca. 60.000 Gedanken hat ein Mensch am Tag (!!!)
- Unser Körper ist immer in der Gegenwart, der Kopf kann in der Vergangenheit und Zukunft sein
- Der Grund für Achtsamkeit ist die Entscheidung für ein bewussteres Leben und eine Methode, um präsenter zu sein für gutes und schlechtes.
- „ich bemerke“ ist schon ein Erfolg bzw. das Ziel von Meditation. Gedanken gehen nicht auf null. Das Ziel ist, dass wir bemerken, dass wir denken.
- Es geht nicht darum, ob etwas wahr ist oder falsch, sondern was der Gedanke mit uns macht. Wie fühlt es sich an, wenn ich das denke. Das ist eine Kombination aus Achtsamkeit und Defusion.
- Motivation gelingt über Werte
Meine Gedanken zum Workshop
Ich als großer ACT bei Zwangsstörungen – Fan konnte noch so viel dazu lernen, wie du oben bereits lesen konntest. Dr. Hans Onno Röttgers hat sehr motivierend und mit viel trockenem Humor sein enormes Wissen an uns weitergeben. Dieses hat er mit vielen Beispielen aus seiner Erfahrung veranschaulicht. Nach dem Workshop hatte ich total Bock, eine ACT bei ihm zu machen. Obwohl es bei mir eher aus Interesse als aus wirklicher Notwendigkeit wäre. Das spricht doch sehr für ihn : ) Falls du jetzt auch darüber nachdenken solltest, findest du auf seiner Homepage alle weiteren Informationen.
Und natürlich empfehle ich dir zum gefühlten 100sten Mal das Buch „Kurswechsel im Kopf“ vom Begründer Steven C. Hayes. Weitere Infos dazu findest du auch unter Psychoedukation Buch-Empfehlungen
*Quelle: Dr. Hans Onno Röttgers
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