Trigger: Angst vor HIV

Meine damalige größte Angst: Kontamination.

Bakterien

Keime

Viren – im Speziellen HIV.

Dass ich mich damit anstecken könnte und dann meinen Partner, Familie und Freund*innen auch damit anstecken könnte.

Und zwar nicht im Sinne von, dass ich wirklich ungeschützten Sex gehabt hätte. Sondern ich dachte es von so vielen kleinen unmöglichen Dingen: ein benutztes Pflaster auf der Strasse, die Mitarbeitenden an der Supermarktkasse hatten ein Pflaster am Finger und meine Waren angefasst, das Wartezimmer bei meinem Hausarzt. Ich habe vermeintliche rot Flecken auf dem Boden oder in öffentlichen Toiletten gesehen und dachte, es könnte Blut sein. … ich könnte unendliche weitere Beispiele aufzählen. Der Zwang ist dann sehr kreativ.

Und dann ging es los: die Schuhe durften nicht mit in die Wohnung, ich habe super oft meine Hände gewaschen, konnte nicht, ohne zu duschen in mein „reines“ Bett. Das Bett war immer mein sicherer Platz.

Wenn ich darüber jetzt schreibe, zieht sich mein Magen noch zusammen, wenn ich daran denke, wie ich mich damals gefühlt habe. Dieses sich nicht frei bewegen zu können, sich nicht fallen lassen können, immer kontrolliert verhalten. Ich war immer angespannt und unter Dauerstress.

Ich vermiede sogar Filme, Serien oder Musik. Unvorstellbar Songs von Queen zu hören, die hat ja Freddie Mercury gesungen und der ist sogar an AIDS gestorben. Oder ich musste auch immer sofort den Film Philadelphia (in welchem Tom Hanks einen HIV-positiven Mann spielt) oder sogar den Soundtrack dazu umschalten, damit ich nicht sofort getriggert wurde.

Dieses Jahr habe ich Bohemian Rhapsody, ein biografisches Filmdrama, das die Geschichte Freddie Mercurys behandelt, geschaut. An Silvester lief eine Dokumentation über Freddie Mercury, die habe ich mir auch angeseheh. Und zum ersten Mal ist mir bewusst geworden, was für eine erfolgreiche Band Queen war und was sie alles erreicht haben. Und Freddie hat mir unglaublich leidgetan, als die britische Presse ihn gejagt hat, um herauszufinden, welche Krankheit er hatte. Er wollte es aber damals geheim halten.

Damit möchte ich sagen, dass die meine damalige Angst von HIV, keine Rolle mehr beim Schauen spielte. Mir sind alle anderen Gefühle etc. darum herum klar geworden. Was für ein unglaublicher Fortschritt das für mich ist. Und dass dieser Fortschritt möglich ist!

Glimmer vs. Trigger

Keine Triggerwarnung

Was ein Trigger ist, wissen ziemlich viele Menschen. Trigger können Inhalte sein, die bei manchen Menschen Erinnerungen an schlimme Dinge oder Traumata wachrufen. Deshalb werden bei Texten, Podcasts, Filmen etc. Trigger-Warnungen vorab verwendet.

Aber was ist Glimmer? Das kann ein schönes Lied, der Duft von Weihnachtsplätzchen oder eine Erinnerung an einen wundervollen Urlaub sein. Jeder Mensch hat eigene persönliche Glücks-Momente. Ein ganz kurzes Erlebnis, dass unser Herz höherschlagen lässt. Es ist also das Gegenteil eines Triggers.

Laut Expert:innen können diese Glimmer unsere mentale Gesundheit stärken und uns für einen kurzen Augenblick Sicherheit, Leichtigkeit und Entspannung in uns auswirken.

Dr. Deb Dana erklärt sogar „diese Mikromomente formen auf sanfte Weise unser Nervensystem um“.

Lernen wir also, Glimmer in unseren Alltag zu integrieren, können wir nach und nach unser Gefühl von Sicherheit und innerer Ruhe steigern.

Doch wie finden wir unsere eigenen Glimmer? Durch ausprobieren, z. B. einen Spaziergang im Wald machen, einen Hund streicheln oder eine Lieblingsserie anschauen .

Für mich hilft immer das Kuscheln mit unseren Hunden Lilli und Max oder – und das hebe ich mir für ganz besondere Momente auf – das spontane Konzert von Mary J. Blige als wir in New York waren und das Gefühl, dass dieses eine Lieb bei mir ausgelöst hat.

Kanntet ihr Glimmer schon und habt sogar welche, die ihr mit mir/ uns teilen möchtet?