Dieses Glossar ist alphabetisch sortiert und befindet sich noch im Aufbau. Ich freue mich auf dein Wort, das ich hier ergänzen kann. Schreib es mir gerne in das Kommentarfeld oder falls es dir lieber ist, als PN.
Wort | Erklärung |
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Acceptance and Commitment Therapy (ACT) | Verhaltensanalytischer Therapieansatz, der darauf abzielt, Vermeidungsverhalten in Bezug auf unangenehme Erlebnisse abzubauen („Acceptance“) und wertebezogenes, engagiertes Handeln („Commitment“) aufzubauen |
Ally | Verbündete Menschen, die selbst nicht von Zwangsstörungen betroffen sind, Menschen mit Zwangsstörung aber unterstützen |
Angehörige | werden oft in Zwangshandlungen mit einbezogen, um Betroffenen zu helfen wird aber empfohlen keine s. Rückversicherung zu geben oder die Zwangshandlung zu übernehmen, da die Zwangsstörung dadurch langfristig verstärkt wird |
Angst | gehört zu den defensiven Emotionen und ist ein Gefühlszustand, der – im Unterschied zur Furcht – von einem unbestimmten Bedrohungsgefühl herrührt |
Behindertenausweis | je nach Stärke der Zwangsstörung beantragbar, die DGZ e.V. unterstützt dabei |
Cognitive Behavioral Therapy (CBT) | s. Kognitive Verhaltenstherapie |
Compassion Focused Therapy (CFT) | mitgefühlsbasierter Therapieansatz, der auf die konkrete Veränderung von emotionalen, kognitiven und behavoriale Prozesse zielt. Kann auch begleitend im Rahmen einen Richtlinientherapie eingesetzt werden |
Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. (DGZ e.V.) | gemeinnütziger Verein, seit 1995. Betroffene, Angehörige und (medizinische sowie psychologische) Expert*innen engagieren sich gemeinsam gegen die Zwangsstörung. Ihre Hauptaufgabe: Menschen mit Zwangsstörungen und ihren Angehörigen zu helfen und durch Öffentlichkeitsarbeit aufzuklären. www.zwaenge.de |
doubting disorder | deutsch „Zweifel-Störung“, Betroffene können alles anzweifeln, sogar die Diagnose Zwangsstörung selbst |
Ekel | ein Gefühl, das häufig mit der Zwangsstörung einher geht, z.B. bei Kontaminationsängsten |
Empowerment | Das Gefühl von persönlicher Stärke, Selbstbestimmung und Kontrolle über die eigene Lebensführung. So kann man trotz einer psychischen Erkrankung positives Selbstwertgefühl empfinden und durch Vorurteile nicht wesentlich eingeschränkt sein. Empowerment ist eine wichtige Voraussetzung für Recovery. |
Ex-in | EXperienced INvolvement, deutsch „Beteilung aus Erfahrung“. Gemeint ist, dass Menschen mit eigener Erfahrung psychischer Erkrankungen eine EX-IN-Weiterbildung durchlaufen und anschließend als Genesungsbegeleiter*innen oder eben als EX-IN-Mitarbeiter*innen tätig sind, z.B. in Kliniken, Beratungsstellen oder sozialen Einrichtungen. |
Exposition | |
Expositionen mit Reaktionsmanagement (ERM) | |
Exposure and Response Prevention (ERP) | englischer Begriff, deutsch s. Expositionen mit Reaktionsmanagement |
Flooding | s. massierte Konfrontation |
Formen von Zwangsstörungen | s. Reinigungs-und Waschzwänge, Kontrollzwänge, Wiederhol- und Zählzwänge, Sammelzwänge, Ordnungszwänge, Zwanghafte Langsamkeit, Zwangsgedanken ohne Zwangshandlungen |
Funktionalität | Zwangssymptome können eine Schutzfunktion einnehmen, indem sie den Betroffenen helfen, sich aus einer unsicheren sozialen Situation zurückzuziehen und damit nicht der Konfrontation und dem sozialen Versagen ausgesetzt zu sein. Weitere Möglichkeiten: Gefühlsregulation, Selbstwertgefühl steigern, Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit ersetzen, Konflikte regulieren, Ablösung und Autonomie, Zuwendung (herstellen von Nähe, Geborgenheit), Schutz vor Verantwortung oder die Bewältigung einer anderen psychischen Erkrankung. In der Regel sind Funktionalitäten den Betroffenen nicht bewusst. In der Psychotherapie sollten diese besprochen werden. |
Graduierte Konfrontation | Bei der graduierten Konfrontation wird nach Erstellung der Angsthierarchie mit einer Konfrontationsübungen begonnen, die eine leichtere Problem Situation darstellt und bei der größere Erfolgserwartungen bestehen. |
Harm-OCD | Aggressive Zwangsgedanken mit der Befürchtung, man könnte anderen Menschen, häufig nahestehenden Personen einen Schaden zufügen, verletzen oder töten: die eigenen Kindern, Eltern, Partner*in oder auch sich selbst (Suicidal- OCD). Wie bei den pädophilen Zwangsgedanken stehen auch diese Gedanken im diametralen Gegensatz zu den eigentlichen Werthaltungen der Betroffenen und werden als ungewollte, immer wieder einschießende Gedanken oder Bilder erlebt. Auch sie sind lediglich Ausdruck einer ebenfalls sehr belastenden Form der Zwangsstörung und kein Beleg für eine tatsächliche aggressive Neigung. |
Hit and Run-OCD | Die Befürchtung, jemanden angefahren oder überfahren zu haben, ohne es bemerkt zu haben. Betroffene können ihren zwanghaften Zweifel häufig nicht beruhigen und sehen sich gezwungen, die gefahrene Strecke noch einmal abzufahren und zu kontrollieren, ob es Hinweise auf einen Unfall gibt. Erst danach kann sich ein Gefühl der Beruhigung einstellen – oder der Zweifel meldet sich erneut und die Strecke wird eine zweites oder drittes Mal abgefahren. |
Kontrollzwänge | Wir Betroffenen fürchten eine Katastophe auszulösen durchUnachtsamkeit und Versäumnisse. Wir haben z.B. übermäßig große Angst davor, dass wir vergessen haben, den Herd auszuschalten und dass dadurch das Haus abbrennen und Menschen sterben könnten. Deshalb schauen wir immer und immer wieder nach, ob der Herd auch wirklich aus ist. |
International Classification of Discases and related health problems (ICD) | Die Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme der WHO. Derzeit gilt die elfte Version (ICD-11). |
ich-dyston | Bei einer Zwangsstörung leiden die Betroffenen stark. Die Symptome werden als falsch und nicht zur eigenen Persönlichkeit gehörend empfunden, eben als ich-dyston. |
ich-synton | Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung beschäftigen sich dauern mit der Ordnung, Perfektionismus. Sie empfinden ihre Zwanghaftigkeit als sinnvoll und Bestandteil der eigenen Person, als ich-synton. |
massierte Konfrontation | auch Flooding genannt, bei der massierten Konfrontation stellen sich die Patient*innen nach der Vorbereitungsphase sofort ihren größten Ängsten, um schnellstmögliche Erfolge zu erzielen. |
„Mein innerer Monk“ | ein Begriff, auf den Nicht-Betroffene einer Zwangsstörung verzichten sollten, um ein Ally für Menschen mit Zwangsstörung zu sein |
Meta-OCD | Dieser Begriff beschreibt den Umstand, dass der zwanghaîte Zweifel sich konsequenterweise auch auf den Zwang selbst beziehen kann. Besonders bei aggressiven und sexuellen Zwangsgedanken stellen sich Betroffene die Frage, ob es sich wirklich um Zwangsstörung handelt oder nicht doch Ausdruck einer aggressiven Absicht oder sexuellen Abweichung ist. |
Obsessive Compulsive Disorder (OCD) | s. Zwangsstörung |
Ordnungszwänge | Die Form zwingt die Betroffenen zur Ordnung, d.h. sie müssen Gegenstände in einer gewissen Art und Reihenfolge ausrichten. Z.B. die Schuhe im Regal müssen alle exakt gleich angeordnet werden oder die Socken in der Schublade müssen in einer bestimmten Form zusammengelegt und sortiert sein. |
Peer | Das englische Wort Peer bezeichnet eine Person, die einem ähnlich ist, ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder zur eigenen Gruppe gehört. In diesem Buch sind mit Peers Personen gemeint, die Erfahrung mit einer eigenen psychischen Erkrankung oder mit Behandlung in der Psychiatrie haben. Sie können Peer Support anbieten, also als Peers andere Betroffene unterstützen. |
Recovery | beschreibt einen individuellen Genesungsprozess. Dabei geht es nicht nur um Symptomrückgang, sondern v.a. um die Zuversicht und positive Einstellung, auch mit einer psychischen Erkrankung ein schönes und selbst bestimmtes Leben zu leben. |
Reinigungs-und Waschzwänge | Wir Betroffene haben panische Angst oder ekeln uns vor Schmutz, Bakterien, Viren sowie Körperflüssigkeiten oder -ausscheidungen. Wir denken z.B. dass wir uns angesteckt haben, wenn wir in Kontakt mit einer kranken Person waren. Um diese Angst zu lindern, waschen wir uns immer und immer wieder die Hände. |
Relationship-OCD (ROCD) | Ein zwanghafter Zweifel an einer bestehenden, wichtigen zwischenmenschlichen Beziehung, meist einer Partnerschaft, aber auch zu eigenen Kindern oder Eltern. Die Betroffenen sind gequält von ständigen Fragen, ob die Beziehung „wirklich“ echt oder intensiv genug sei, obwohl sie eigentlich keinen Anlass sehen, diese Beziehung derart in Frage zu stellen. |
Salkovski-Modell | Paul Salkovskis Theorie zur Entstehung von Zwangsstörungen geht davon aus, dass Zwangsstörungen durch die negative Bewertung von sich aufdrängenden Gedanken, die auch bei gesunden Menschen von Zeit zu Zeit auftreten, und deren (anschließende) Vermeidung entstehen. |
Sammelzwänge | In diesem Fall wird befürchtet, dass aus Versehen etwas Wertvolles oder Wichtiges weggeworfen werden könnte. Betroffenen fällt es schwer, Wichtiges von z.B. Müll zu unterscheiden und horten somit immer mehr Gegenstände. |
Scham | gehört zu den defensiven Emotionen und bezieht sich auf das gesamte Selbst. „ich bin falsch“ |
Schizophrenia-OCD | Die Befürchtung, man könne an einer Psychose erkranken. Hier besteht eine Ähnlichkeit zu hypochondrischen Krankheitsbefürchtungen. Statt auf körperlichen Symptome als vermeintliche Hinweis auf Erkrankungen wie Krebs, AIDS oder Herzleiden zu achten, suchen Betroffenen nach vermuteten Symptomen einer Schizophrenie als bedrohliche Hinweise für das Vorliegen oder baldige Auftreten einer Psychose: Habe ich da nicht eine Stimme gehört? Hat sich die Wand nicht etwas bewegt? Sehe ich nicht ein Veränderung in der Pupille meines Gegenübers? |
Schuld | gehört zu den defensiven Emotionen und bezieht sich auf ein konkretes Fehlverhalten. „ich habe etwas Falsche getan“ |
Subtypen | s. Harm-OCD, Hit and Run-OCD, Meta-OCD, Relationship-OCD, Schizophrenia-OCD |
Therapeut*innen-Suche | 3 hilfreiche Fragen bei der Therapeut*innen-Suche: 1) Arbeiten Sie mit kognitiver Verhaltenstherapie und Reizkonfrontation? 2) Haben Sie Erfahrungen mit der Behandlung von Zwangserkrankten? 3) Bieten Sie Reizkonfrontationen an, bei denen Sie, falls nötig, für Hausbesuche auch Ihre Praxis verlassen |
World Health Organization (WHO) | Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen (UN). Ihr Ziel ist die Verwirklichung des bestmöglichen Gesundheitsniveaus bei allen Menschen. Ihre Hauptaufgabe ist die Bekämpfung von Erkrankungen, insbesondere Infektionskrankheiten und die Förderung der allgemeinen Gesundheit aller Menschen weltweit. Eine zentrale Aufgabe der WHO ist es, Leitlinien, Standards und Methoden in gesundheitsbezogenen Bereichen zu entwickeln, zu vereinheitlichen und weltweit durchzusetzen. |
Wiederhol- und Zählzwänge | Betroffene des Wiederholzwangs müssen eine alltägliche Handlung immer in der gleichen Anzahl wiederholen. Diese legen sie selbst fest und befürchte eine schlimme Katastrophe, wenn sie sich nicht daranhalten. Betroffene des Zählzwangs müssen Gegenstände immer und immer zählen, z.B. wie viele Bücher in einem Regal stehen. |
Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (Y-BOCS) | Interviewleitfaden, mit denen der Schweregrad einer Zwangsstörung ermittelt werden kann |
Zwangsgedanken ohne Zwangshandlungen | In dieser Form wird unter aufdringlichen, wiederkehrenden Gedanken, Impulse und Vorstellungen gelitten, die einen aufdringlichen Charakter haben. Wir Betroffene haben große Angst oder Unbehagen davor, dass wir z.B. jemanden verletzen könnten. Die Gedanken werden so mächtig, dass kaum noch Raum für andere Dinge bleiben. Bisher gibt es keinen Fall, in dem die Gedanken tatsächlich umgesetzt wurden. |
Zwanghafte Langsamkeit | Für alltägliche Handlungen benötigen Betroffene Stunden, da sie z.B. beim Zähne putzen jeden Zahn einzeln bürsten müssen. |
Zwangshandlungen | nach dem Zwangsgedanken eine Art Ritual, um so den quälenden Charakter dieser Impulse zu mildern oder kurzfristig zu beseitigen |
Zwangsstörung | eine häufige psychische Erkrankung, die sich durch Zwangsgedanken (s. Zwangsgedanken) und Zwangshandlungen (s. Zwangshandlungen) äußert |
Quellenangabe: zwaenge.de, „Das Stigma psychischer Erkrankung“ von Prof. Dr. med. Nicolas Rüsch, Bundesministerium für Gesundheit, „Zwangsstörung und Zwangshandlungen“ von Irena Mikic, June Price Tangney, Ph. D. in clinical psychology, Zwänge bewältigen ein Mutmachbuch von Burkhard Ciupka-Schön, „Gesundheit kennt kein Gewicht“ von Petra Schleifer & Dr. Antonie Post
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