Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn Nicht-Betroffene den Begriff „mein innerer Monk“ verwenden

Mich durchfährt ein Stich. So ab Brusthöhe bis runter zum Magen. Dann wird mir kurz heiß. Ein Gefühl der Unfairness auf und ein Nicht-Verstanden-werden regt sich. Sofort kommen alle schlimmen Momente in mir hoch, die ich in meiner schlimmen Zwangsstörungsphase durchlebt habe. All das Leid, die Scham, die Schuld, der Ekel, die Angst und Angst vorm Entdeckt werden.

Kurz werde ich sogar wütend, weil die Person gar nicht weiß, nicht wissen kann, wie sich so ein „innerer Monk“ anfühlt. Wenn man den Zwang denn überhaupt „inneren Monk“ nennen möchte.

Es war eine ehemalige Kollegin von mir. Ein sehr umsichtiger Mensch, die sich auch für Diversity & Inclusion eingesetzt hat. Selbst sie nutzt den Begriff. Den Zusammenhang habe ich mittlerweile vergessen. Ist auch egal.

Die Person, die ohne böse Absicht, einfach nur ausdrücken möchte, dass sie einen kleinen ulkigen Spleen hat, z.B. ihre Socken nach Farbe zu sortierten. Oder einfach nur liebend gerne putzt. Die Person möchte Betroffene auch gar nicht verletzen. SIE WEISS ES NICHT BESSER. Sie weiß nicht, dass die Figur Monk eine tief tragische Figur ist, voller Leid. In der Serie wird sie als lustig dargestellt. Alle sind immer leicht genervt und nehmen ihn nicht wirklich ernst.

Dazu kommt noch, dass die Figur Monk psychisch krank, aber gleichzeitig auch hoch intelligent ist. So dass die Polizei ihn als Berater für besondere Fälle hinzuzieht. Auch das empfinde ich als schwierig an dieser Serie. Nicht jeder psychisch kranke Mensch, hat besondere Fähigkeiten, um seine Krankheit „auszugleichen“, was ihn wichtig(er) für die Gesellschaft macht. Muss er auch nicht haben. Jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll mit dem Tag seiner Geburt.

Tja, und dann ist die Verwunderung immer hoch, dass erst so wenige Betroffene über Ihre Zwangsstörung sprechen. Klar, als Witzfigur möchten sie nicht abgestempelt werden. Versteh mich bitte nicht falsch, ich gehe selbst sehr humorvoll mit meiner Zwangsstörung um. Ich liebe Lachen. Humor hilft auch bei der Recovery. Dann lache ich mit einem anderen Menschen zusammen darüber und muss mich nicht für mein Erkrankung schämen. Zumal es nun mal eine Erkrankung ist, die ich mir nicht ausgesucht habe. Warum sollte ich mich überhaupt dafür schämen. Doch stellenweise ist die Gesellschaft leider noch nicht so weit. Sie öffnet sich gerade so langsam für Depressionen. AD(H)S ist gerade auch sehr medial vertreten. Aber ich kenne noch keine weiteren prominenten Personen, außer die großartigen Peter Wittkamp und Oliver Sechting, die sich öffentlich zu ihrer Zwangsstörung bekennen. Es würde unserer Community so helfen, weitere Ambassadors da draußen zu haben, die sich für uns einsetzen und die Zwangsstörung „salonfähig“ machen. Immerhin ist sie die 4.häufigste psychische Erkrankung.

Ich bin auch immer hin- und her gerissen, wenn es um die Serie und den Begriff „mein innerer Monk“ geht. Durch sie hat die Zwangsstörung Aufmerksamkeit erhalten. Durch Aufmerksam kann Aufklärungsarbeit geleistet werden. Das ist gut. Der kleine bittere Beigeschmack bleibt trotzdem. Ist das der richtige Weg? Sprache ist so mächtig und so wichtig im Umgang mit Gefühlen. Finden wir da nicht einen besseren Umgang miteinander? Einen mit dem sich alle wohlfühlen können?

Ich spreche schon seit längerer Zeit über die Verwendung des Begriffs. Dabei möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es auch einige Betroffene gibt, die selbst von ihrem „inneren Monk“ sprechen. Sie fühlen sich auch nicht angegriffen oder es tut ihnen auch nicht weh, wenn der Begriff fällt. So haben wir alle ein anderes Empfinden.

Was kann ich als Betroffene*r also tun, vorausgesetzt ich fühle mich bereit, öffentlich über meine Zwangsstörung zu sprechen?

  • Sachlich bleiben (wütend werden hilft nicht)
  • Aufklärung ist der Weg. Immer wieder erklären, was eine Zwangsstörung ist und wie es sich anfühlt, damit zu leben.
  • Laut werden. Deshalb teile ich hier meinen früheren Instagram-Post dazu. Unterstütze gerne, indem du ihn teilst, kommentierst oder likst.

Dankeschön!

Wann positive Affirmationen nicht funktionieren

Zurzeit lese ich das Buch „Kurswechsel im Kopf“* von Steven C. Hayes, dem Initiator/ Mitentwickler der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). ACT ist eine neuere Form der Psychotherapie, bei der klassische verhaltenstherapeutische Techniken mit achtsamkeits- und akzeptanzbasierten Strategien und mit Interventionen zur Werteklärung kombiniert werden.

Er vertritt die Meinung, dass psychische Starrheit der Versuch ist, negative Gedanken und Gefühle aus der Vergangenheit zu verdrängen. Bei psychischer Flexibilität hingegen geht es darum, sich dem eigenen Leid zuzuwenden, um dadurch mehr Lebensbedeutung und Lebenssinn zu gewinnen.

Eine Studie hat gezeigt, dass positive Affirmationen wie „Ich bin ein guter Mensch“ nicht funktionieren, wenn wir sie benötigen. Da somit vermieden wird, sich dem eigenen Leid zuzuwenden.

Das klingt für mich sehr einleuchtend. Und ich finde es wichtig, diese Info mit dir zu teilen. In meinem Therapieprogramm berichte ich davon, dass ich vor jeder Expo eine Affirmation gesprochen habe. Das war jedoch nur ein kleiner Teil und unterstützender Helfer neben der kognitiven Verhaltenstherapie, die als Goldstandard bei Zwangsstörungen gilt. Ausschließlich positive Affirmationen zu sprechen, während du in einer akuten schlimmen Zwangsphase bist, bringt also leider gar nichts.

So, jetzt widme ich mich wieder dem Buch. Ich habe gerade erst 2% gelesen, schon so viel gelernt und bin gespannt auf alles, was noch kommt. Wenn du Interesse hast, teile ich gerne weitere Erkenntnisse, die ich während des Lesens noch habe.

Hast du das Buch bereits gelesen und wenn ja, wie hat es dir gefallen?

*keine Werbung, da selbst gekauft

Selbsthilfegruppen-Bundestreffen DGZ e.V.

Gestern hat das Selbsthilfegruppen-Bundestreffen der DGZ e.V. online stattgefunden. Das Schwerpunktthema war „Wie kann ich mein Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und meine Selbstliebe stärken“ und der Referent war Professor Christian Stierle. Professor Stierle ist psychologischer Psychotherapeut, Supervisor für Verhaltenstherapie und Professor für Klinische Psychologie an der Fresenius Hochschule in Hamburg.

Das Treffen begann mit einer Vorstellungsrunde aller Teilnehmenden. Die Gruppengröße war sehr angenehm. Nicht zu klein und nicht zu groß, so dass alle zu Wort kommen konnten und wir gegenseitig neue Impulse voneinander erhalten konnten. Wir haben unsere Wünsche geäußert und uns ausgetauscht, wie es in den einzelnen Gruppen so läuft.

Der Vortrag von Professor Christian Stierle war geprägt von dem Thema Mitgefühl. Er ging u.a. näher auf die Compassion Focused Therapy (CFT) ein und wie wir Mitgefühl aufbauen. Zum Schluss führten wir unter seiner Anleitung eine dazu passende Achtsamkeitsübung durch.

Insgesamt waren wir tatsächlich 5 (!) Stunden online, natürlich mit Pausen, und die Zeit verging wie im Flug. Mit einer kurzen Feedbackrunde verabschiedeten wir uns.

Was mir besonders positiv aufgefallen ist, die Gesichter der Teilnehmenden hatten zum Schluss hoffnungsvollere und fröhlichere Ausdrücke als zu Beginn.

Was du nicht siehst

Diese Woche habe ich das folgende Bild von mir in meiner Instagram Story gepostet:

Was du nicht siehst – Zwangsstörung Rückfall

Das war 2011. Ich hatte meine kognitive Verhaltenstherapie erfolgreich geschafft. Die SSRI schon etwas länger abgesetzt. War wieder voll im Job. Ich dachte, es geht mir gut.

Doch dann ereignete sich etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Und es war etwas, dass ich geheim halten musste. Im Job. Und boom – da waren sie wieder. Die Zwänge. Der erste große Rückfall nach meiner erfolgreichen Therapie.

Ich weiß noch, wie heute wie es sich angefühlt hat. Die Angst:

  • versagt zu haben
  • für immer mit den Zwängen leben zu müssen
  • dass es mir bald wieder so schlecht geht wie vor 2 Jahren
  • dass alles wieder von vorne los geht

und damit verbunden eine

  • unglaubliche Traurigkeit
  • Enttäuschung und
  • bleierne Schwere.

Meine gerade wieder gewonnene Freiheit fing an zu bröckeln. Das Vertrauen (in mich) war schon wieder weg. Das zarte Pflänzchen, das ich gerade aufgebaut hatte, musste durch einen heftigen Sturm.

Ich entschied mich, erneut SSRI zu nehmen. Suchte mir einen Psychiater, der sie mir verschreiben konnte. Und fand meinen Herzens-Psychiater Dr. Fahl. Er hat es geschafft, mich durch Humor für sich zu gewinnen und ihm zu vertrauen. Er nahm mir die Angst davor, auf längere Zeit SSRI zu nehmen. Ich verdanke ihm so viel. Leider konnte ich mich nicht von ihm verabschieden. Er lebt leider nicht mehr.

Die SSRI wirkten. Seitdem und bis zu meinem Rückfall 2021 nahm ich durchgängig die niedrigste Dosierung und es ging mir so gut damit. Ich habe sehr schwere Zeiten ohne weitere Rückfälle überstanden.

So konnte ich immer weiter meine Übungen machen, nichts vermeiden und Achtsamkeit in mein Leben einbauen. Ich baute mehr und mehr Vertrauen in mich auf. Ich lernte mich selbst kennen und was meine Werte sind. Das alles war ein sehr langer Prozess und ich lerne immer noch dazu.

Insta Live mit Irena Mikic & Peter Wittkamp

Am Mittwoch hat es stattgefunden – das Insta Live von Irena und mir. Irena ist Fachexpertin für Zwangsstörungen und die Autorin von „Zwangsstörung und Zwangshandlungen“. Unser Überraschungsgast, den wir vorher nicht namentlich erwähnt hatten, war Peter Wittkamp. Ja, genau der Peter Wittkamp, der u.a. das Buch „Für mich soll es Neurosen regnen“ geschrieben hat. Beide Bücher findest du auch unter meinen Buch Empfehlungen.

Im Vorfeld hatten wir unseren Follower*innen die Möglichkeit gegeben, anonym Frage zu stellen, die wir im Live beantworten. Wir hatten uns auch schon dazu vorab abgestimmt und ein kleines Konzept überlegt. Tja, und was soll ich sagen, dann kam es doch etwas anders als geplant. Peter war so freundlich und hat uns länger seine Zeit geschenkt, so dass wir die Themen ein wenig angepasst haben. U.a. haben wir über Peters Job als u.a. Gagschreiber gesprochen und wie man Gagschreiber*in wird, über aufdringliche Gedanken und wie Angehörige ins Zwangssystem eingebunden werden und was sie tun können.

Hier kannst du dir das Live anschauen:

Und an alle, deren Fragen wir dieses Mal leider nicht beantworten konnten: bitte seid nicht traurig oder enttäuscht – das holen wir nach. Irena und ich haben schon fest eingeplant, dass wir wieder zusammen live gehen. Datum folgt…

Update zu meinem Rückfall im Frühjahr 2021

Es gibt Neuigkeiten: im Sommer werden wir die Dosierung meiner SSRI reduzieren.

Nach meinem Rückfall im Frühjahr 2021, als einige meiner Zwänge wieder zurückkamen, haben wir meine bisherige niedrige Dosierung verdoppelt. Nachdem mein Psychiater mich bei meinem Termin letzte Woche gefragt hat, wie es mir so geht, was in meinem Leben so los ist und wie es meinen wenigen Nebenwirkungen (z.B. Müdigkeit) so läuft, kann ich verkünden: im Sommer reduzieren wir meine Dosierung um ein Viertel.

Während unserer letzten Termine haben wir auch immer wieder darüber gesprochen, ob reduzieren oder nicht, aber es hat nie wirklich zu meinen Lebensumständen gepasst. Entweder war da der Jobwechsel, was in der Regel schon eine anstrengende Zeit ist, oder es waren graue Wintermonate, die das Ganze nicht wirklich begünstigen. Nun hat er mir empfohlen, dass wir das im Sommer angehen. Meine Umstände passen und dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Sonne öfter scheint.

Eine super interessante Sache hat er mir noch erklärt und die möchte ich gerne mit dir teilen: wenn man Nebenwirkungen spürt, ist es meistens auch ein gutes Zeichen dafür, dass die Medikamente wirken. Bei Menschen die keine Nebenwirkungen haben, hilft oftmals auch das Medikament nicht.

Wie ist das bei dir mit den Nebenwirkungen?

Selbstzweifel

Ich kann das nicht!

Das schaffe ich eh nie!

Brauch ich erst gar nicht versuchen…

Es gibt noch viele weitere solche Gedanken, die ich früher verinnerlicht hatte.

Selbstzweifel sind das.

Und ja, auch das ist eine Form der Zwangsstörung. Wie du weißt, wird die Zwangsstörung im Englischen auch die doubting disorder (Zweifel-Störung) genannt. Alles kann angezweifelt werden.

Wie wäre es also, wenn wir erst mal versuchen, etwas Neues zu wagen. Und mal testen, wie es so funktioniert.

Kennst du das Zitat von Pippi Langstrumpf „Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“

Was für eine wundervolle Einstellung. Ich habe mich heute zu einer Weiterbildung angemeldet. Das habe ich noch nie vorher versucht…

Was wirst du als nächstes ausprobieren?

Wieso über achtsamkeitsbasierte Therapie bei Zwangsstörungen nur diskutiert wird

Es ist schon etwas länger her, dass ich euch diesen Blogpost versprochen haben. Ich weiß. Ich weiß. Jedoch muss ich etwas weiter ausholen, um die Frage verständlich beantworten zu können.

Jetzt folgen also erst mal ein paar Fakten über die S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Zwangsstörung. Scrolle gerne weiter runter, wenn du nur die Antwort lesen möchtest.

Fakten:

„Nach der aktuellen „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1) stellt die Zwangsstörung mit schätzungsweise 2,3 Millionen Betroffenen die vierthäufigste psychische Erkrankung dar (Jacobi et al, 2014). Bei einer insgesamt niedrigen Behandlungsrate vergehen oft viele Jahre, bis betroffene Patienten professionelle Hilfe aufsuchen. Leider wird häufig auch dann die Diagnose einer Zwangsstörung nicht gestellt Und obwohl gut wirksame Behandlungsmöglichkeiten existieren, werden diese zu wenig eingesetzt. Die erste deutschsprachige evidenz- und konsensusbasierte S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Zwangsstörungen, die im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) erstellt wurde, verfolgt das Ziel, die Versorgung der betroffenen Patienten zu verbessern. 25 Fachgesellschaften beteiligten sich, darunter die Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen (DGZ) als Selbsthilfevereinigung.

Kurzzusammenfassung

Aufgrund einer überwältigenden evidenzbasierten Datenmenge stellt die störungsspezifische kognitive Verhaltenstherapie den Goldstandard der Behandlung für alle Zwangspatienten dar. In abgeschwächter Form liegt allerdings auch ein Wirkungsnachweis für die spezifischen psychopharmakologischen Strategien vor.

Es folgt die komprimierte Ausführung einiger wichtiger Empfehlungen
(Empfehlungsgrade in Klammern:  A= „soll“-, B= „sollte“-, 0= „kann“-Empfehlung, KKP=Klinischer Konsenspunkt):

  • Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) stellt das am besten untersuchte Psychotherapieverfahren der Zwangsstörung dar und zeigte sehr hohe Effektstärken. Die störungsspezifische KVT, einschließlich Exposition und Reaktionsmanagement, ist daher die Psychotherapie der ersten Wahl (Empfehlungsgrad A).
  • Die Psychopharmakotherapie mit SSRI und Clomipramin ist in ihrer Wirksamkeit ebenfalls gut belegt (A), sollte jedoch als Monotherapie nur zum Einsatz kommen, wenn die KVT abgelehnt wird, nicht verfügbar ist oder wegen der Schwere der Symptomatik nicht durchgeführt werden kann (KKP).
  • Falls eine medikamentöse Therapie indiziert ist, sollen SSRI (in Deutschland zugelassen: Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin) angeboten werden (A). Diese Medikamente sollten bis zu den maximal zugelassenen therapeutischen Dosierungen eingesetzt werden, da dann eine stärkere Wirksamkeit zu erwarten ist (B).
  • Clomipramin ist vergleichbar wirksam mit SSRI soll jedoch aufgrund der Nebenwirkungen zur Behandlung von Patienten mit Zwangsstörungen nicht als erste Wahl zum Einsatz kommen (A). Andere trizyklische Antidepressiva sind in der Behandlung von Zwangsstörungen nicht wirksam (A), Venlafaxin sollte zur Behandlung von Patienten mit Zwangsstörungen nicht als Medikament erster Wahl eingesetzt werden (B). Buspiron ist nicht wirksam, ebenso Clonazepam und andere Benzodiazepine (A).
  • Die psychopharmakologische Therapie mit SSRI/Clomipramin soll mit einer KVT kombiniert werden, weil dadurch zusätzliche und nachhaltige Therapieeffekte zu erzielen sind (A).
  • Andere medizinische Verfahren wie die transkranielle Magnetstimulation (A), Elektrokonvulsionstherapie (B), ablative neurochirurgische Verfahren sollten bei therapierefraktären Zwangsstörungen nicht durchgeführt werden(B). Die beidseitige tiefe Hirnstimulation kann unter kritischer Nutzen-/Risikoabwägung bei schwerst betroffenen Patienten mit therapierefraktärer Zwangsstörung erwogen werden (0).
  • Bei ausbleibendem oder unzureichendem Ansprechen (insbesondere bei Vorliegen von komorbiden Tic-Störungen) auf eine leitliniengerechte Therapie mit SSRI/Clomipramin sollte als Augmentation eine zusätzliche Therapie mit den Antipsychotika Risperidon, Haloperidol oder mit Einschränkung Quetiapin angeboten werden. Bei Nicht-Ansprechen auf die Augmentation sollten die Antipsychotika spätestens nach 6 Wochen abgesetzt werden (B).

Die vollständigen Texte der Leitlinie finden Sie hier=>

Quelle: S3 Leitlinie Zwangsstörungen – Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. (zwaenge.de)

Antwort:

  • ACT (Akzeptanz- und Commitmenttherapie ) & MBCT (achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie) werden in den neuen S3-Leitlinien erstmals beide eine 0- Empfehlung (= „kann angewandt werden“) bekommen.
  • Eine aktuelle Metaanalyse legt Wirksamkeit achtsamkeitsbasierter Interventionen bei Zwängen nahe
  • Bislang nur kleine Anzahl an Studien -> weiterer Forschungsbedarf
  • Aktuelle Diskussion: Könnten achtsamkeitsbasierte Ansätze insbesondere hilfreich sein bei: Starker Identifikation mit intrusiven Gedanken, niedriger Emotionstoleranz, automatisierte Zwangshandlungen und mangelndem Selbstmitgefühl? (Z.B.Strauss et al., 2018, Leeuwerik et al, 2020)

Quelle: Vortrag von Dr. Anne Külz auf der DGZ Jahrestagung 2022

Entscheidungen treffen Teil 2

Ob du es glaubst oder nicht – jetzt kam noch eine weitere wichtige Entscheidung, die ich treffen musste, dazu.

In meinem letzten Blogpost habe ich bereits darüber berichtet, dass ich heute immer noch nicht gerne Entscheidungen treffe, es aber tue. Denn so kann ich für mich sagen, dass ich es aktiv entschieden habe.

Aber – ganz ehrlich – es zieht mir so viel Energie. Auch die 2. Entscheidung ist nun getroffen und ich habe gerade wenig Kapazität, um das alles, was ich gerne machen würde, zu tun.

Warum erzähle ich das. Für mehr Realität auf Social Media. Denn auch, wenn es mir gut mit den Zwängen geht, ein bisschen auf mich aufpassen, muss ich immer. Von daher wird das ein kurzer Post. Ich brauche jetzt ein bisschen me-time zum Regenerieren. Und machen wir uns nichts vor, das Wetter ist auch nicht gerade energiespendend und dann ist da auch noch dieser monatliche Zyklus, der es uns weiblich gelesenen Menschen auch nicht immer leicht macht.

Evtl. schaut die Verfasserin dieses Beitrags nun Outlander weiter… und kuschelt dabei mit ihren Hunden 🙂

Pass gut auf dich auf.

Entscheidungen treffen

Während meiner extremen Zwangsphase konnte ich keine Entscheidungen mehr treffen. Das fing schleichend an: beim Shoppen z.B. nehme ich das Oberteil in rot oder schwarz… Kaufe ich dieses oder jene Buch… Bis zum Schluss gar nichts mehr ging und ich wie erstarrt war. Ich hätte ja etwas Falsches entscheiden können und wer weiß, was dann Schlimmes passiert wäre… und das Gedankenkarussell ging los…

Ja, auch bei mir liegt mal wieder eine etwas größere Entscheidung an. Es quält mich noch heute, aber ich weiß, ich muss es tun. Ich muss mich entscheiden. Nur so kann ich danach sagen, ich habe mich bewusst und aktiv für etwas entschieden. Und dann? Dann kann es gut gehen, aber auch nicht. Diese Unsicherheit gilt es auszuhalten.

In meinem aktuellen Fall habe ich Glück und konnte mich mit 2 vertrauenswürdigen, lieben Menschen austauschen. Pro & Contra abwägen. Nochmal ein paar Nächte darüber schlafen. In mich rein spüren. Die Entscheidung habe ich getroffen. Und weißt du was, ich fühle mich so frei und leicht. Ein wunderbares Gefühl…

Wie gehst du mit Entscheidungen um? Fällt es dir auch so schwer, dich zu entscheiden?